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Als Unsui und Shin-Buddhist einmal um  die Welt: Auf der Insel Oahu im US-Bundesstaat Hawaii

Dass Hawaii keine günstige Reise-Destination ist, das dürfte bekannt sein. Auf meiner ersten Weltreise 2016 war ich auch zehn Tage hier und habe die Inseln Oahu und Big Island (die eigentliche Insel „Hawaii“) erkundet. Wie schon damals hatte ich auch diesmal nur eine relativ billige Unterkunft für die ersten drei Tage gebucht und wollte alles andere dann kurzfristig ein paar Tage vor Ankunft, also von Japan aus, planen. Dass sich die Preise seit 2016 mindestens verdoppelt und teilweise sogar verdreifacht haben, durfte ich bezogen auf die Hotels und die Inlandsflüge also noch in Japan feststellen. Dass es sich auch mit den Lebenshaltungskosten so verhält, stelle ich bereits am ersten Tag auf der Insel fest. Wenn ein Liter Milch knapp 5 US$ kostet, und ein Vollkornbrot, welches keinesfalls vergleichbar mit dem ist, was man in Deutschland darunter versteht, knapp 9 US$, dann ist das aus meiner Sicht nicht allein damit zu begründen, dass viele Produkte auf die Inseln importiert werden müssen – es ist schlicht und einfach Wucher.

Meine zwei hawaiianischen Wochen 2024 verbringe ich auf der Insel Oahu, hauptsächlich in Honolulu. Auch die zweite Unterkunft buche ich in Waikiki, und zwar kein Hostel, da ich mich die letzten Wochen nicht wieder an Mehrpersonen-Schlafsäle gewöhnen möchte und weiterhin täglich am frühen Morgen Zazen üben will – das wäre in einem Hostel entweder sehr kompliziert oder unmöglich, im Hotel-Zimmer macht man es einfach.

Eines der Highlights ist wieder eine geführte Rundtour einmal um die Insel. Ähnliches hatte ich auch 2016 gebucht und unternommen. Die Touren unterscheiden sich immer nur geringfügig, und ich buche wieder eine welche das Valley of Temples beinhaltet, den flächenmäßig größten Friedhof der Insel, wo auch eine Replik des Jodo Shu-Tempels Byodoin steht – das Original steht im Kyotoer Stadtteil Uji. Der Byodoin of Hawaii ist ein Gemeinschaftsprojekt der meisten auf Hawaii vertretenen Traditionen des japanischen Buddhismus und er wird, abgesehen davon, dass er Touri-Magnet ist, auch für Andachten und Gedenkzeremonien bei hiesigen Beerdigungen genutzt. Ein ständig aktiver Tempel mit lokalen Priestern ist es aber nicht.

Einige Tage verbringe ich mit Wanderungen und Spaziergängen zu den Stränden, insbesondere Waikiki-Beach und Kuhio-Beach, lege aber auch stets ein paar Kilometer zurück, wenn ich etwas Geld beim Einkauf in größeren Supermärkten sparen will.

Japanische Tempel haben es mir natürlich auch hier angetan. Bereits 2016 hatte ich ein paar Kontakte geknüpft, so etwa mit dem Oberpriester der Hawaii Shingon Mission, wo ich zwei Abende am Obon-Fest teilnehme.

Die beiden Sonntagmorgende nehme ich an den Andachten in der Jodo Mission of Hawaii und in unserem Mo’ili’ili Hongwanji teil. Beides ist mir einerseits vertraut, da ja einige der japanischen Texte aus unserem Andachtsbuch von der BGJ-D bekannt sind, aber andererseits auch neu, da sie hier schon länger dazu übergehen, japanische Andachtstexte singbar zu übersetzen. Hier ist mir insbesondere das auf Englisch vorgetragene „Junirai“ eine schöne Inspiration gewesen, das wir vielleicht auch mal so ins Deutsche übersetzen sollten, dass es zur ursprünglichen Melodie singbar ist. (Sowas geht natürlich zu Lasten einer Wort-für-Wort-Übersetzung; aber sei’s drum!) Während ich mich in der Jodo Mission vor der Andacht mit ein paar Gläubigen und dem Bischof austauschen kann, werde ich im Mo’ili’ili Hongwanji nach der Gedenkandacht (Atombomben-Angriffe auf Hiroshima und Nagasaki, Brandkatastrophe von Lahaina) noch zum anschließenden Mittagessen im Gemeindezentrum eingeladen, lerne dort den aktuellen Priester Rev. David Fujimoto kennen und sehe auch Rev. Bert Sumikawa wieder, der jetzt im Ruhestand ist. Besonders lang unterhalte ich mich mit Sumikawa-Sensei’s Vorgänger, Rev. Thomas Okano, der früher, nach seiner Priesterzeit am hiesigen Tempel und weiteren Tempeln auf Big Island und Maui, selbst Bischof aller hawaiianischen Nishi Hongwanji-Tempel war. Ebenso wie ich hat er die buddhistischen Pilgerziele in Indien besucht, was natürlich für Gesprächsstoff sorgt, dem auch gern andere Sangha-Mitglieder zuhören.

Auch einige japanische Tempel am Pali-Highway besuche ich. Insbesondere sind hier die Honpa Hongwanji Mission of Hawaii, die Soto Mission of Hawaii und der Todaiji Hawaii Bekkaku Honzan zu nennen, die aber nicht die einzigen waren.

In der Honpa Hongwanji Mission of Hawaii habe ich ein aufschlussreiches Gespräch über unsere Jodo Shinshu Nishi Hongwanji-ha und auch das mehrfach-ordiniert sein in verschiedenen japanischen Traditionen. Die Shinshu-Priesterin, mit der ich spreche, ist auch in der Tendai Shu ordiniert! In einer kleinen Neben-Andachtshalle bekomme ich Zeit für mich, eine kleine private Andacht zu vollziehen. Vom Besuch der Soto Mission of Hawaii hatte ich mir mehr erhofft. Hier hatte man mich 2016 sehr herzlich willkommen geheißen und mir die Dharma-Halle gezeigt. Heute hat man gar keine Zeit und vertröstet mich „auf ein ander‘ Mal“, weil noch eine Gedenkandacht abzuhalten ist. Mit dem Priester des Todaiji Hawaii Bekkaku Honzan hatte ich mich via E-Mail vorab verabredet. Bischof Cosmo Hirai ist etwas jünger als ich und hat den Posten von seiner Mutter übernommen – seine Großmutter hatte den Tempel ursprünglich als Kegon Shu-Zweigtempel gegründet und sie war die erste Frau, welche einen der höchsten Priesterränge innerhalb der Kegon Shu inne hatte, was nach ihr keine Frau mehr geschafft hat. Ich denke Hirai-Sensei’s Großmutter wurde bereits zu ihren Lebzeiten wie eine Heilige verehrt und das große steinerne Standbild von ihr, welches die Sangha-Mitglieder ein paar Jahre vor ihrem Tod vor dem Tempel aufstellten, zeugt davon. Ebenso wie seine weiblichen Vorfahren hat Bischof Cosmo seine mehrmonatige priesterliche Ausbildung im Haupttempel Todaiji in Nara abgeschlossen, eine Zeit, die für ihn nicht einfach und sehr herausfordernd war. Heute ist der Tempel zwar weiterhin Teil der japanischen Kegon Shu, aber ansonsten unabhängig und wohl nicht weisungsgebunden. Aktuell sind Bischof und Tempel in einem Modernisierungs-Prozess – nach den ruhigen Corona-Jahren wird sich neu aufgestellt.

Jodo Shu Mission of Hawaii
Byodoin of Oahu im Valley of Temples
Mo’ili’ili Hongwanji

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