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Zweimal Hoonko – persönlich erlebt

von Günter Peters

Hoonko. Dieser Begriff für das höchste Fest im Jahreskalender aller Jodo Shin-Buddhisten hat in diesem Jahr für mich eine ganz persönliche Bedeutung. Wie oft in all den Jahren habe ich schon die schönen Feierlichkeiten und Dharma-Vorträge im Eko-Haus in Düsseldorf miterleben können! In diesem Jahr konnte ich sie zum ersten Mal gleich zweimal live vor Ort in Japan mit allen Sinnen genießen und dabei sein. Einmal am Otani-Mausoleum in Kyoto, ein andermal mitten in Osaka in einem familiären, kleinen Tempel, dem Gokurakuji. Zwei Hoonko-Feste mit ganz unterschiedlichen Eindrücken und Beobachtungen.

Hoonko – feierlich

Als Gast der International Association des Nishi Hongwanji nahm ich am 16. Oktober, dem Todestag Shinran Shonins, an der offiziellen Gedenkfeier (Ryukoku’e) zu Ehren des Gründers statt. Die Andacht begann, wie am Tag bereits zuvor, mit einer Teigi Prozession (wörtlich: „Hofritual“). Priester, Hongwanji-Laienführer und Kosha (Vertreter von verschiedenen Hongwanji-Laienorganisationen), alle in farbenprächtiger, traditioneller Hoftracht, begleitet von japanischer zeremonieller Hofmusik. Die feierliche Prozession führte zur Meichodo-Halle, hinter der sich das Grab von Shinran Shonin befindet. Dabei anwesend und im Zentrum war auch Monshu Otani Kojun. Im strengen Stil des Hoonko Saho-Rituals fand dann die Andacht statt, geleitet vom Monshu persönlich, der auch aus dem „Godensho“ vorlas. Wohl auch aus Platzgründen nahmen anwesende Gäste an der gesamten Zeremonie nicht in, sondern vor der Halle teil, bei sonnigem Wetter unter extra aufgestellten Zelten. Auf Bildschirmen und mit Lautsprechern wurde die Andacht übertragen, einige Gläubige in meiner Nähe sangen ab und zu mit, manche rezitierten das Nembutsu. Nach etwa anderthalb Stunden war dieses besondere Ritual beendet und die Prozession schritt zu Klängen feierlicher Gagaku-Musik wieder aus der Halle hinaus.

Hier findet sich ein kurzer Clip zu den Festlichkeiten am Otani-Mausoleum auf der Website des Nishi Hongwanji: Link

Hoonko – ganz familiär

Ganz anders erlebte ich die Hoonko-Feierlichkeiten in Osaka. Eingeladen wurde ich von Rev. Bettina Langner-Teramoto, die mit ihrem Mann Tomo, einen kleinen, familiären Tempel mitten in Osaka führt. Man muss dazu wissen, dass viele Tempel in der Familie über Generationen weiter vererbt werden. Bunt geschmückt und beflaggt wurde ich vom Gokurakuji begrüßt und mir wurden Familienmitglieder, Priester und Gäste vorgestellt. Obgleich ich leider kein Japanisch spreche, wurde ich sofort freundlichst in den Kreis und alle Aktivitäten einbezogen. Selbst der Dharma-Talk wurde mir zuvor auf englisch erklärt. Mit einige älteren Damen verpackte ich schließlich auch kleine Geschenke, meist Süßigkeiten, die man sich als Dank und Aufmerksamkeit im Anschluss an die Andacht gegenseitig überreicht. Sie alle trugen auch die Namen Verstorbener, an die man an diesem Tag gern erinnern wollte. Der Tempel, der Altarbereich, waren wunderschön geschmückt und mit bunten Blumen dekoriert (Rev. Bettina ist übrigens auch Ikebana-Meisterin). Es wurde gemeinsam gesungen, gebetet und das Nembutsu rezitiert. Den gesprochenen Texten und den vielen verlesenen Namen lauschte man inniglich. Es entstand eine ganz besondere, sehr persönliche Atmosphäre, die herzlich, leicht und feierlich zugleich war. Wer wollte, konnte im Anschluss auch noch für ein soziales Kinderprojekt spenden. Vom eingesammelten Geld sollte Reis gekauft werden. Mittlerweile waren die Stunden nur so vergangen und es war fast dunkel draußen. Zum Abschluss wurden gemeinsam die besonderen Dekorationen in und am Tempel wieder eingeholt und behutsam zusammengeräumt für den nächsten Anlass verwahrt. Wohl auch durch alle sinnlichen Eindrücke, strengen Rituale, mir zugewandte und freundlichst zwischenmenschliche Begegnungen waren die beiden Hoonko Festlichkeiten im Großen wie im Kleinen absolute Herzensöffner und für mich unvergessliche Erlebnisse. Mein Dank sei dafür allen, denen ich begegnen durfte, natürlich Shinran und Amida.

Namandabu.

Herzliche Einladung, Hoonko selber zu erleben: Vom 24.-26. November 2023 (Freitag bis Sonntag) findet das jährliche Hoonko-Seminar in Düsseldorf statt. Es ist auch möglich, online teilzunehmen. Es werden viele Gäste aus Europa mit dabei sein. Die Seminar-Sprache ist vorwiegend Englisch. Weitere Informationen: Link

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