Als Unsui und Shin-Buddhist einmal um die Welt: Japan, Teil 3 / Shikoku und zurück Richtung Tokyo
von Meik Nörling
Die Reise durch Japan geht weiter. Von Himeji aus nehme ich einen Zug auf die Insel Shikoku. Die ist natürlich insbesondere bekannt für den Pilgerweg der 88 Tempel, der von Kobo Daishi Kukai eröffnet worden sein soll und einmal rund um die Insel führt. Die ersten Tage auf der Insel verbringe ich in der Präfektur Kagawa im Nordosten. Dort besuche ich zuerst das Shingon Shu-Hauptkloster Zentsuji, das Kobo Daishi an dem Ort errichten ließ, an dem er geboren wurde. Ich kann an zwei Andachten teilnehmen und auch eine Mini-88er-Pilgerschaft absolvieren. Der Besuch des Tempels Honenji, der den Verbannungsort von Honen Shonin, dem Lehrer von Shinran Shonin, markieren soll, ist weniger interessant. Dies ist eher ein Friedhofstempel einer Adelsfamilie, sowie ein Ort, wo sich Pilger, welche die „24 mit Honen Shonin in Zusammenhang stehenden heiligen Orte“ besuchen, Stempel und Kaligraphie ins Pilgerbüchlein malen lassen können. Sonst geht hier nicht viel und fast alle Gebäude sind verschlossen.
Ich reise in die nordwestliche Provinz Ehime weiter und besuche dort zuerst den Geburtsort von Ippen Shonin. Auch dort wurde ein Tempel errichtet, der Hogonzi gehört natürlich zur Ji Shu. Am vorletzten Tag auf der Insel schaue ich mir noch den Zuioji, das große Ausbildungskloster des Soto-Zen auf Shikoku, an. Hier hätte man ebenfalls um einen Klosteraufenthalt bitten können.
Von Shikoku aus trete ich dann den Rückweg Richtung Tokyo an, für den ich mir Zeit lasse. Ich übernachte zuerst in Okayama und schaue mir in deren Umgebung den Tanjoji an, den Geburtstempels von Honen Shonin. Noch zu Lebzeiten des Meisters hatte einer seiner Schüler hier ein Kloster gegründet, das schnell florierte. Es gehört ebenso zu den „24 Honen-Stätten“.
Die nächsten Übernachtungen buche ich am Biwa-See und fahre von dort aus täglich mit dem Zug um mir weitere Tempel anzusehen. Hier wäre insbesondere der Takedayama Hon-an Senjuji in Mie zu erwähnen, der Haupttempel der Jodo Shinshu Takeda-ha. Dieser Zweig unserer Tradition hat sich zur Zeit von Rennyo Shonin vom Hongwanji abgespalten. Die Tempelgemeinschaft stammte ursprünglich aus der Gegend um den älteren Senjuji nördlich von Tokyo, gründete dann aber in der Kansai-Region einen weiteren Haupttempel und konnte dann auch hier viele Anhänger gewinnen. Obwohl ich quasi „zur Konkurrenz“ gehöre, was man ja auch an meinem Nishi-Hongwanji-Wagesa erkennen kann, werde ich freundlich aufgenommen und man lässt mich in den beiden Hallen, der Gründerhalle und der Tathagata-Halle, kurze Andachten vollziehen.
Die letzten Nächte bleibe ich in Atsugi, nördlich von Kamakura und westlichen von Tokyo – um und direkt in Kamakura sind keine günstigen Hotels mehr frei und Tokyo scheidet aus demselben Gründen ohnehin aus. Ich unternehme noch ein paar kleine Pilgerwanderungen, etwa zum ehemaligen Kloster Oyama-dera der Tendai Shu, welches jetzt nur noch ein Tempel ist, und zum Hinata Yakushiji der Shingon Shu. Am vorletzten Tag besuche ich nochmal Kamakura, schaue mir dort das große Zen-Kloster Kenchoji und den Jodo Shu-Tempel Hase-dera an, der auch Hase-Kannon genannt wird, weil Kannon Bodhisattva (Avalokiteshvara) dort das Hauptobjekt der Verehrung ist. Beide Stätten hatte ich schon bei Japan-Touren 2009 und erneut 2013 besucht.