Als Unsui und Shin-Buddhist einmal um die Welt: Japan, Teil 2 / Kansai
von Meik Nörling
Von Kyushu aus fliege ich nach Kansai, lande auf Kansai International Airport, der auch als Flughafen von Osaka bekannt ist. In Osaka besuche ich einen Sonntag die Morgenandacht im großen Jodo Shinshu-Tempel Minamimido, den man vielleicht als örtlichen Ersatz-Tempel für den Ishiyama Hongwanji ansehen könnte, der dort stand, wo sich jetzt Osaka Castle befindet. Die Andacht läuft ähnlich ab, wie ich es aus dem EKO-Haus in Düsseldorf kenne, einge Aspekte sind aber auch anders. Jeder Tempel hat wohl seine Eigenheiten.
Die Woche darauf verbringe ich im Zen-Kloster Bukkokuji in der Stadt Obama, Präfektur Fukui. Das ist das Kloster, dem sich mein eigener Zen-Lehrer anschloss, nachdem sein Ordinationsmeister, Enzui Chigen Roshi vom Hakuhoji, gestorben war. Im Bukkokuji war damals der berühmte Harada Tangen Roshi der Abt, ein Dharma-Nachfahre von Daiun Sogaku Roshi. Ich war bereits 2009 für ein paar Tage im Bukkokuji, und auch jetzt bin ich wieder hier, um am normalen Kloster-Alltag teilzunehmen, nicht für ein Sesshin. Der jetzige Abt ist der Dharma-Nachfolger und Adoptivsohn von Tangen Roshi: Harada Kogaku Roshi. Ich verbringe eine tolle Woche mit vielen Andachten, Zazen und auch einiger harter Arbeit („Samu“).
Nach der Klosterwoche kehre ich zuerst nach Osaka zurück, wo ich für ein paar Tage in der leer stehenden Wohnung von Rev. Bettina übernachten kann. Sie zeigt mir auch den Tempel ihrer Familie, in dem ihr Mann Oberpriester ist, den Gokurakuji.
Von Osaka aus geht es via Nara nach Kyoto. Die Tempel, die ich mir in und um Nara anschaue, sind eher „special interest“, nicht unbedingt die Top-Touri-Tempel, die ich mir hier 2016 schon angesehen hatte. Ebenso verhält es sich in Kyoto. Dort besuche ich zwei der großen Zen-Klöster, Nanzenji und Myoshinji und ansonsten einige Tempel der Jodo Shu und natürlich auch Tempel der Jodo Shinshu. Im Kurodani-Kloster hat der Ehrwürdige Honen Shonin (1133-1212) seine letzten Monate verbracht, nachdem er aus der Verbannung von der Insel Shikoku zurückkehren durfte. Im Eikando ist eine seltsame Amida-Statue eingeschreint, die nicht nach vorn, sondern zur Seite schaut. Und der Kronprinz Shutoku Taishi und Kanzeon Bosatsu gewidmete Rokkakudo ist natürlich der kleine Tempel, in dem Shinran Shonin zum Ende seiner selbst auferlegten Klausur seine Traumvisionen gehabt hat. Tatsächlich klappere ich an einem Tag auch vier Haupttempel der Jodo Shinshu ab und nehme dabei sogar an zwei Andachten teil: Zuerst bin ich natürlich im Nishi Hongwanji, wo während meines Aufenthalts eine Juseige-Andacht stattfindet. In dem sehr gut sortierten Shop unseres Haupttempels statte ich mich mit ein paar Devotionalien aus, die ich hoffentlich alle heil und unversehrt über den Globus nach Deutschland transportieren werde. Den Koshoji nebenan (Haupttempel der Jodo Shinshu Koshoji-ha) nutzen ein paar Touris eigenmächtig als Meditations- und Yoga-Ort, was ich sehr befremdlich finde. Der Bukkoji, der Haupttempel der Jodo Shinshu Bukkoji-ha, liegt etwas weiter nördlich, aber immer noch gut zu Fuß zu erreichen. Den Abschluss bildet unser Schwestertempel, der Higashi Honganji (Jodo Shinshu Otani-ha), in welchem ich sogar einer kleinen Kikyoshiki-Zeremonie (mit nur einer Aspirantin) beiwohnen kann. In den Tempeln der Reines-Land-Traditionen, also Jodo Shinshu, Jodo Shu oder Ji Shu, setze ich mich meistens in eine der Altarhallen vor dem Buddha Amida oder dem eingeschreinten Gründer der Tradition und vollziehe dort eine Juseige-Andacht nachdem ich Münzen und manchmal auch ein Räucherstäbchen dargebracht habe. In Zen-Tempeln und solchen anderer Traditionen verwende ich kürzere Rezitations-Texte, die wir auch in unserem heimischen Zen-Tempel, dem Butsugenji in Lippstadt, bei den Andachten verwenden.
Von Kyoto aus geht es dann nochmal ins Kloster, diesmal ins bekannte Zen-Kloster Antaiji. Mit dem ehemaligen Abt des Klosters, dem Deutschen Muho, bin ich bekannt und während meiner Tage in Osaka hatten wir uns zum Mittagessen und anschließend noch auf einen Kaffee getroffen. Zusammen mit siebzehn anderen Teilnehmern und den sechs Klosterbewohnern nehme ich an einem knapp einwöchigen Retreat teil. Es besteht aus ein paar Tagen Kloster-Alltag und einem Tages-Sesshin am letzten Tag, welches dann von einer BBQ-Party gekrönt wird.
Nach dem Klosteraufenthalt fahre ich nach Himeji, wo ich mir das Schloss nur von außen ansehen. Ich bin wegen dem Shoshazan hier, denn auf dem Berg liegt das große Tendai Shu-Kloster Engyoji. Leider fällt mir erst während der Busfahrt zur Seilbahn-Station auf, dass ich meine Kamera im Hotelzimmer vergessen habe. Als jemand, der ohne Handy unterwegs ist, bedeutet das, dass ich keine Fotos vom Besuch haben werde. Manchmal ist das Leben so!
Die oben erwähnten Tempel und Klöster sind natürlich längst nicht alle, die ich in Kansai besucht habe, aber die hier alle aufzuzählen und etwas über sie zu schreiben würde diesen Rahmen sprengen.